Dienstag, 8. September 2015



Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Verlag: Hanser
Preis: 16,90 €
Seitenanzahl: 288



















Inhalt

"„Krebsbücher sind doof“, sagt die 16-jährige Hazel, die selbst Krebs hat. Sie will auf gar keinen Fall bemitleidet werden und kann mit Selbsthilfegruppen nichts anfangen. Bis sie in einer Gruppe auf den intelligenten, gut aussehenden und umwerfend schlagfertigen Gus trifft. Der geht offensiv mit seiner Krankheit um. Hazel und Gus diskutieren Bücher, hören Musik, sehen Filme und verlieben sich ineinander - trotz ihrer Handicaps und Unerfahrenheit. Gus macht Hazels großen Traum wahr: Gemeinsam fliegen sie nach Amsterdam, um dort Peter Van Houten zu treffen, den Autor von Hazels absolutem Lieblingsbuch. Ein tiefgründiges, emotionales und zugleich freches Jugendbuch über Krankheit, Liebe und Tod." (Klappentext)

Erster Satz

Im Winter meines siebzehnten Lebensjahrs kam meine Mutter zu dem Schluss, dass ich Depressionen hatte, wahrscheinlich, weil ich kaum das Haus verließ, viel Zeit im Bett verbrachte, immer wieder dasselbe Buch las, wenig aß und einen großen Teil meiner reichlichen Zeit damit verbrachte, über den Tod nachzudenken.

Letzter Satz

Ich auch.

Cover

Ja, ich weiß: ich bin so ziemlich eine der letzten Personen dieser Erde, die dieses Buch gelesen hat, was an vielerlei Gründen liegen mag. Trotzdem muss auch ich jetzt mal meinen Senf dazugeben. J Beginnen wir also wie immer mit den Äußerlichkeiten:
Optisch ist dieser Roman meiner Meinung nach eine schlichte Schönheit. Das Cover ist einfach rundum passend: der atemberaubende Sternenhimmel gibt die Stimmung des Buches wieder und stellt Bezüge zum englischen Titel - „The Fault In Our Stars“ – her, die stilisierten Häuser am unteren Bildrand stehen stellvertretend für die beiden wichtigsten Handlungsorte und die Pusteblume setzt dem Ganzen das I-Tüpfelchen auf, indem es die Flüchtigkeit des Moments, des Lebens, widerspiegelt.

Schreibstil

Wie das Cover, lädt auch der Schreibstil John Greens dazu ein sich in ihm zu verlieren. Mit einfachen und doch sehr tiefgreifenden Worten erklärt der Erzähler die Gefühlswelt Hazels und regt den Leser ständig zum Nachdenken an. Gebräuchliche Lebensweisheiten werden verworfen, Euphemismen (=Beschönigungen) zerstört und neue Blickwinkel eröffnet. Teilweise gab der Autor bzw. der Erzähler mir, dem Leser, regelrechte Worträtsel auf, die es Schritt für Schritt zu lösen galt, sodass ich manchmal das Gefühl hatte, dass manche Lebensweisheiten bzw. Weltansichten, wie auch immer man sie nennen mag, meinen Horizont überschritten.
Trotzdem sind die Seiten nur so dahin geflogen und haben mich am Ende Rotz und Wasser heulend zurückgelassen, was nicht nur mit dem wirklich grandiosen Schreibstil und der enormen Emotionalität, verbunden mit einem Humor, der einfach zum Niederknien ist, zusammenhing, sondern auch mit den wundervollen Charakteren, die der Autor zum Leben erweckt hat.

Charaktere

Die junge Hazel Grace versinkt zu Beginn der Geschichte in einer Art Selbstmitleid. Sie verabscheut ihre Krankheit, die ihre Lunge den Geist aufgeben lässt und sie an eine Sauerstoffflasche fesselt, sie hasst ihr pausbäckiges Gesicht, das Mitleid anderer Menschen, doch vor allen Dingen missachtet sie Selbsthilfegruppen.
Ironie, dass sie gerade in dieser der Liebe ihres Lebens, Augustus Waters, begegnet. Gemeinsam begeben sich die beiden auf das Abenteuer Liebe und werden dabei vom Leser begleitet. Humorvoll und herrlich ironisch beschreibt Hazel Grace, als Erzählerin rückblickend, was geschah. Dabei schließt der Leser nicht nur sie, sondern auch Augustus, Isaac und all die anderen Charaktere der Geschichte ins Herz. Was mir besonders gefiel: Hazel macht niemand anderen für ihre Krankheit verantwortlich. Sie behandelt jeden mit Respekt und verschließt ihre Augen nicht vor den schönen Dingen im Leben. Ebenso wenig, wie Gus es tut.
Am Ende erscheint sogar der mürrische, egoistische Versager Van Houten sympathisch und wird… menschlich.

Story

Menschlichkeit an sich ist ein großes Thema des Romans. Immer wieder beschäftigen die Charaktere sich mit verschiedensten existentiellen Konflikten, wie dem Vergessenwerden und der Vergänglichkeit und dies auf ein derart ehrliche Art und Weise, wie sie mir noch nie untergekommen ist. Zwar beruht das Meiste (eigentlich alles) der Geschichte rein auf fiktiven Einfällen des Autors (soweit ich weiß, ist Knochenkrebs nicht unbedingt so leicht heilbar, aber ich bin da ja auch eher ahnungslos), doch scheint die Geschichte einfach so real, die Tragödie dieser shakespearereifen Liebesgeschichte so intensiv, dass sie mich nicht mehr losgelassen hat und es noch immer nicht tut. Schließlich gibt es sicherlich einige Menschen, denen es tatsächlich ähnlich ergangen ist, wie Hazel und Augustus. Es ist einfach nicht fair, wie das Leben manchmal spielt. Leider war von einfach und fair im Hinblick auf das Leben ja noch nie die Rede und doch haben die Protagonisten das Beste aus ihrer Situation gemacht. Hut ab! Was können wir, all die gesunden Menschen uns doch so glücklich schätzen…

 Fazit

Zusammenfassend handelt es sich bei „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ um eine ergreifende Liebesgeschichte, die vor allem durch ihren Humor und die wundervollen Charaktere glänzt. Mit Hazel konnte ich persönlich mich absolut identifizieren und all ihre Gedanken nachvollziehen. Aber vor allem Gus hat mein Herz erwärmt und letztendlich gebrochen. Tausende von Malen.
Ich muss tatsächlich zugeben, dass ich dem Buch anfangs eher skeptisch gegenüber stand, weil ich eher schlechte Erfahrungen mit Krebsbüchern und ihren Protagonisten gemacht habe (Bevor ich sterbe… hust…), doch ich bereue keine Minute, die ich an dieses Buch verwendete, denn es konnte mich vollends begeistern.
Jedem, dem es so erging wie mir, der Krebsbüchern höchstens von Weitem einen argwöhnischen Blick zuwirft, der sollte all seine Zweifel und Vorurteile über Bord werfen. Lest dieses Buch, denn es ist jede einzelne Minute Wert!
 
 
Danke fürs Lesen!
 
 
Chiara
 
 
 
 
 

 

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